93 Prozent weniger Treibhausgas-Austoß

GermanZero legt mit Klimanotstandspaket sieben Kernmaßnahmen für die Verkehrswende vor

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Berlin, 11. Juli 2023

● Im Sektor Verkehr zeigt sich bis 2035 ein Reduktionspotential von 739 Millionen Tonnen CO2e
● Kernmaßnahmen sind u.a.: Verbrenner-Aus für PKW (2025) und LKW (2030), Reform des Brennstoffemissionshandels und Deutschlandtaktgsetz
● Das Klimanotstandspaket adressiert zwei Defizite deutscher Klimapolitik: Fehlende Ausrichtung am verfügbaren Restbudget und geringes Tempo auf dem Reduktionspfad

Allein im Verkehrssektor klafft aktuell eine Lücke von 793 Millionen Tonnen (Mio. t) Treibhausgasemissionen (THG), die Deutschland durch zusätzliche Maßnahmen einsparen muss, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Sektorübergreifend lässt sich in der deutschen Klimapolitik eine Deckungslücke von 3.235 Mio. t CO2e feststellen. Zu diesen Berechnungen kommt GermanZero und legt als Lösungsvorschlag das Klimanotstandspaket vor, das für jeden Sektor Kernmaßnahmen benennt, über die sich insgesamt 65 Prozent dieser Emissionen bis 2035 einsparen lassen.

Die 39 ausgewählten Kernmaßnahmen erfüllen zwei wesentliche Faktoren, die bei der Lösung der Klimakrise priorisiert werden müssen:

● sie sind am noch verfügbaren THG-Restbudget von 2,3 Gigatonnen (Gt) ausgerichtet
● sie weisen eine starke Wirksamkeit auf

Das Klimanotstandspaket ist eine Reaktion auf den aktuellen Emissionsbericht des Umweltbundesamts. Der verdeutlicht vor allem im Verkehrssektor eine gravierende Stagnation bei der THG-Reduktion: Ein Fünftel aller Emissionen sind 2022 im Verkehr angefallen, seit 30 Jahren ist der Ausstoß nicht gesunken. Anders als in den zurückliegenden Jahren muss das Verkehrsministerium zum gesetzlich festgelegten Stichtag allerdings kein Sofortprogramm vorlegen.

Um den Verkehrssektor in die Spur zu bringen, braucht es stark wirksame Maßnahmen die GermanZero über drei Hebel sieht:

● PKW und LKW mit Verbrennungsmotor bis 2035 geregelt aus dem Verkehr holen
● Kosten für fossile Mobilität spürbar erhöhen (CO2-Preis und emissionsbasierte LKW-Maut)
● gleichzeitig die Alternativen zum motorisierten Individualverkehr fördern

Durch sieben Kernmaßnahmen ließen sich für das Verkehrsministerium auf diese Weise 739 Mio. t CO2e einsparen:

Das kontrollierte Ausscheiden von Verbrenner-PKW aus dem Fahrzeugbestand bis 2035 könnte die Emissionen um 374 Mio. t CO2e senken. Voraussetzung dafür ist ein Neuzulassungsstopp für PKW mit Verbrenner-Antrieb ab 2025. Gleiches gilt für Nutzfahrzeuge: 133 Mio. t CO2e spart ein Erstzulassungsstopp für LKW ab 2030 und der Aufbau eines Kernnetzes für elektrische Oberleitungen auf Autobahnen. Beides zusammen senkt die Emissionen um 77 Prozent.

Parallel zum fossilen Abbau braucht es den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Mit einem umfassenden „Deutschlandtaktgesetz“ ließen sich 44 Mio. t zusätzliches CO2e einsparen. Neben dem Schienenausbau gilt es vor allem ländliche Gebiete an eine ÖPNV-Infrastruktur anzubinden und Mindeststandards für regelmäßige Angebote zu garantieren. Ein umfassendes Deutschlandtaktgesetz stellt einen elementaren Baustein für die sozial gerechte Verkehrswende dar.

Julian Zuber, Geschäftsführer GermanZero: „Diese Maßnahmen mögen nicht dem entsprechen, was politisch aktuell möglich erscheint. Aber ihre vermeintliche Radikalität sollte im direkten Vergleich zu ihrer drastischen Emissionswirkung betrachtet werden. Die ist gegenüber den Maßnahmen, die vom Verkehrsministerium auf den Weg gebracht werden, hocheffektiv. Beispiel „ÖPNV-Offensive“: Nach Angaben des Ministeriums spart diese Maßnahme 1,55 Millionen Tonnen CO2e bis 2030. Ein erster Schritt, aber ein unzureichend kleiner Beitrag. Mit der Bilanzierung der Maßnahmen zeigen wir, was jetzt tatsächlich nötig ist um die Verkehrswende – und damit die Klimawende – zu schaffen.“

Anders als die Bundesregierung fordert GermanZero basierend auf dem verfügbaren Restbudget Klimaneutralität bis 2035. Mit den geplanten Klimamaßnahmen aus dem Koalitionsvertrag wird Deutschland bis 2045 noch 7,9 Gt CO2e ausstoßen. Nach Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen stehen dem Land allerdings nur noch 2,3 Gt CO2e verfügbar. Die Bundesregierung versäumt es bisher, ihren Reduktionszielen ein Restbudget zugrunde zu legen, an denen sie ihre Maßnahmen ausrichtet.

Alle Details zu den sieben Verkehrsmaßnahmen sowie 32 weitere Vorschläge für die Klimawende finden Sie im Klimanotstandspaket. Grafiken finden Sie hier zum Download zu Ihrer Verfügung.

Über GermanZero e.V.

GermanZero ist eine Klimaschutzorganisation mit dem Ziel, Deutschland bis 2035 klimaneutral zu machen. Unsere Tätigkeitsfelder ergeben zusammen den Fahrplan hin zu einem klimaneutralen Deutschland: Ein 1,5-Grad-Gesetzespaket, das alle gesetzlichen Lösungen auf Bundesebene enthält, Politikgespräche, die diese Lösungen in den politischen Diskurs bringen, sowie das kommunal aktive Netzwerk LocalZero, das jeder Kommune eine Klimavision bietet und dessen Teams Ort für Ort klimaneutral machen. Über 1000 Ehrenamtlichen bietet GermanZero damit wirksame Beteiligungsformate, um konstruktiv gegen die Klimakrise vorzugehen. Die Organisation ergänzt die Protestbewegung mit konkreten Lösungsvorschlägen und treibt die Umsetzung aktiv voran.

Pressekontakt

Ina Krings
Leitung Kommunikation
Ina.krings@germanzero.de

PM Verkehrsmaßnahmen Klimanotstandspaket