Heute, im Jahr 2035 sind alle 22 Millionen Gebäude im Land klimaneutral, vom Einfamilienhaus bis zur Schule. Die Baubranche exportiert ihr Know-how in energetischer Sanierung in alle Länder und niedrige Heizkosten zaubern Mieter*innen wie Hausbesitzer*innen ein Lächeln ins Gesicht.
Dämmen und Heizen
Wie wir 2035 wohnen, hat sich gegenüber 2021 eigentlich gar nicht so sehr verändert. Die Häuser sehen noch recht ähnlich aus — es wurde schließlich nicht wie verrückt neu gebaut, sondern vor allem das verbessert, was wir schon hatten. Wir leben alle in bestens gedämmten Häusern, die nur noch knapp unter dem Passivhaus-Standard liegen. Wenn wir überhaupt noch heizen, dann mit Fernwärme oder mit Wärmepumpen, die günstigen Wind und Solarstrom nutzen. Öl- und Gasheizungen sind Geschichte.
Dass wir nur noch einen Bruchteil der früheren Heizkosten haben, verdanken wir Maßnahmen aus dem 1,5-Grad-Gesetzespaket. So gibt es etwa für Häuser, die schlecht gedämmt sind, oder beim Wechsel der Besitzer*in eine verbindliche Klimaberatung mit einem individuellen Sanierungsfahrplan, verbunden mit der Auflage, den Energiebedarf deutlich zu senken. Durch steuerliche Anreize und Fördermaßnahmen für Härtefälle stellt der Staat sicher, dass nötigenfalls ein sozialer Ausgleich geschaffen wird.
Auch für Mietshäuser fand sich eine elegante Lösung. Hier sorgt ein Drittelmodell für eine sozial gerechte Aufteilung von Sanierungskosten zwischen Mieter*innen, Vermieter*innen und Staat. Im Übrigen war zu Beginn der großen Sanierungswelle Aufklärung die halbe Miete, weil sich zeigte, dass energieeffizientes Bauen überhaupt nicht teurer sein muss als konventionelle Lösungen.
Ausbildungsoffensive
Deutschland hat mit dem 1,5-Grad-Gesetzespaket die große Chance genutzt, sich als konsequent nachhaltiger Wirtschaftsstandort zu beweisen. Eine Ausbildungsoffensive half dabei, die Menschen für die vielen neu entstandenen Jobs zu qualifizieren.
Innovationen in der Solartechnik, bei Baustoffen oder Bautechniken mit Holz haben uns Märkte erschlossen, die angesichts des weltweiten Booms beim klimaneutralen Bauen in Zukunft noch weiter expandieren werden. So erwiesen sich die hohen Investitionen in den Klimaschutz am Bau als perfektes Konjunkturprogramm für unsere neue Zeit.
Nachwachsende Baustoffe
Apropos Holz: Das 1,5-Grad-Gesetzespaket fördert sehr erfolgreich das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen, allen voran Holz. Das kommt uns gleich mehrfach zugute: Zum einen nützt es der Umwelt und dem Klima, weil die Baustoffe energiearm erzeugt werden und große Mengen Kohlendioxid langfristig binden.
Zudem haben sich die Bauzeiten für viele Gebäude deutlich verringert, seit man wunderbar mit vorgefertigten Holzbauelementen arbeiten kann. Und nicht zuletzt lebt und arbeitet es sich in Holzbauten deutlich angenehmer.
Neubauten
Wenn heute neu gebaut wird, dann in Gestalt von Nullenergie- oder Plusenergiebauten, die selbst Energie ins Netz einspeisen. Doch dank der Maßnahmen des 1,5 -Grad-Gesetzespakets entstehen Wohnungen, Büros oder Schulen deutlich seltener auf der grünen Wiese. Stattdessen werden Umbauten und die Innenentwicklung stark gefördert. Auch hier hat sich das Bewusstsein durchgesetzt, dass wir alle gewinnen, wenn wir Bestehendes erhalten, nicht nur, weil wir mit weniger Neubauten auf neu erschlossenen Flächen den Verbrauch wertvoller Rohstoffe bremsen und natürliche Lebensräume schützen. Durch den Abbau von Leerständen blühen auch Stadtzentren und Dorfkerne regelrecht auf, und die Menschen freuen sich über das wieder erstarkte Gemeinschaftsgefühl.
Foto: Zooey Braun. Die NEST-Unit «Urban Mining & Recycling» (mittlere Etage) ist ein Wohnmodul, dessen Strukturen und Materialien nach dem Rohbau wieder- oder weiterverwendet, rezykliert oder kompostiert werden können.