Zauberhaft

Das erste Bundestreffen der Klimaentscheide

Die Bewegung für ein klimaneutrales Deutschland wächst und wächst, und die Klimaentscheide, die GermanZero mit auf den Weg bringt, tragen ihren Teil dazu bei. In mehr als 50 Städten und Kommunen mit insgesamt über 13 Millionen Menschen arbeiten inzwischen Teams daran, ihre Heimat klimaneutral zu machen - höchste Zeit für ein Vernetzungstreffen!

Ehrenamt LocalZero / Klimaentscheide Lokalgruppen
13.09.2021

Das Prinzip der Selbstorganisation und der Austausch von Wissen unter den 50 Klimaentscheide-Teams hat bislang sehr gut funktioniert. Dennoch wurde bei den Beteiligten der Wunsch nach einem gemeinsamen Treffen immer lauter. Nachdem unser erster Versuch im Oktober 2020 an Corona gescheitert war, fieberten wir diesem neuen Anlauf aufgeregt entgegen.

Am letzten Wochenende im August war es dann soweit: Insgesamt 50 Teilnehmer:innen aus 23 Klimaentscheid-Teams und dem Support-Team von GermanZero fanden sich zu unserem ersten großen Treffen in einem Gästehaus in Osterode am Harz zusammen. Das erste Mal erlebten wir uns alle live vor Ort.

Das GermanZero-Supportteam bei der Anfahrt aus Berlin

Von einander lernen, Ideen entwickeln, zuhören

Normalerweise treffen sich Vertreter der Klimaentscheid-Teams alle zwei Wochen in einem Zoomcall. Alle haben das gleiche Ziel: Ihre Kommune klimaneutral machen. Aber Strategien, Fortschritte bei der Umsetzung und Widerstände sind natürlich in jedem Ort unterschiedlich. Umso wichtiger ist es, dass wir voneinander lernen, Ideen zusammen weiterentwickeln und für die Durststrecken ein offenes Ohr füreinander haben.

Themen, Themen, Themen

Statt klassischen Workshops und Vorträgen entschieden wir uns für das BarCamp-Format, bei dem die „Teilnehmenden“ immer auch „Teilgebende“ sind. Die Agenda wird also zu Beginn des Treffens von den Gästen selbst erstellt. Die besten Experten für Klimaentscheide sind schließlich genau die Leute, die bei sich vor Ort das Wagnis eingegangen sind und selbst einen Entscheid ins Leben gerufen haben.

Ines erklärt den Tagesplan

Die erste Sessionplanung war gleich Freitag nach dem Abendessen angesetzt. Ziel war es, erst einmal, Themen zu sammeln, die den Teilnehmenden unter den Nägeln brennen und hier gemeinsam bearbeitet werden sollten. Zu Beginn waren wir tatsächlich ein bisschen nervös: Was, wenn zu wenige Tielnehmer:innen Ideen, Inhalte oder Fragen einbringen würden? Wie sich schnell zeigte, war diese komplett unbegründet. Innerhalb weniger Minuten hatten duzende Leute ihre Themen aufgeschrieben und stellten sie den anderen vor.

Der Session-Plan füllt sich
Jede Menge Stoff für die nächsten zwei Tage

Zusammenarbeit, Austausch und ein cooles Tool

In großer Teil der Themen drehte sich um Fragen zur Arbeitsorganisation, zum Austausch von Erfahrungen und Informationen und zum Einsatz unseres neuen Tools „LocalZero“. Es ging um Fragen wie: wie lässt sich die Zusammenarbeit in den selbstorganisierten Teams noch besser gestalten? Was braucht unsere Organisationsstruktur, damit wir Aufgaben effektiver verteilen und der Überlastung einzelner entgegenwirken? Letzteres ist angesichts des selbstlosen Einsatzes der Teams, deren Mitglieder oft zusätzlich zu ihrem Beruf noch 20 Stunden in der Woche für ihren Klimaentscheid geben, ein extrem wichtiges Thema. 

Beim Thema „Austausch“ ging es um bisher gesammelte Erfahrungen in Politikgesprächen, um die Kommunikation mit Stadtverwaltungen oder darum, wie sich die Emissionen der Städte und Kommunen bilanzieren lassen – und wie die Expert:innen von GermanZero den Teams hier helfen können.

LocalZero für LocalHeroes

Eine weitere Gruppe besprach, wie sich das von GermanZero entwickelte Tool „LocalZero“ für die Teams am wirkungsvollsten nutzen lässt. LocalZero hilft den Teams dabei, eine Klimavision für ihre Kommunen und Landkreise zu formulieren. Auf der Basis von lokalen Parametern und einer überschlägigen Treibhausgasbilanz schlägt es einen Weg zur Klimaneutralität mit konkreten Maßnahmen und Berechnungen vor. So erhält jedes Team fast auf Knopfdruck einen Plan, den es seiner Stadt vorlegen kann.

Weitere Sessions befassten sich mit Fragen wie: Wie können die Klimaentscheide ihre Arbeit sichtbarer machen, damit mehr Leute mit einsteigen und sich weitere Teams gründen? Wie können wir bislang wenig repräsentierte gesellschaftliche Gruppen in unsere Teams einbeziehen? Wie lässt sich der Support fürs Wiki und WeChange organisieren?

Wer mehr über die Sessions erfahren will, findet sie in unserem Wiki dokumentiert.

Nach dem Mittag nahmen wir einige Themen mit auf unsere Wanderung. Wenn man schon im Harz ist, sollte man die Gelegenheit zum Wandern nutzen. Die Strecke zur Talsperre war sehr schön, auch wenn der Wald dort zu großen Teilen im katastrophalen Zustand ist. Trockenheit, Borkenkäfer und Monokultur sorgen großflächig für braune Baumkronen.

Auf dem Weg zur Sösetalsperre
Ein Team aus Teams: 50 Leute aus 23 Klimaentscheide-Teams

Mit einem Abend am Lagerfeuer, mit Tischtennis uns vielen Gesprächen in immer neuen Grüppchen ging dieser Tag entspannt zu Ende.

Blick in die Zukunft

Am Sonntag hatten wir Zeit für längere Sessions, die sich stärker mit der Gestaltung der Zukunft befassten: Wie lasen sich kommunale Bauvorhaben in Richtung Klimaneutralität beeinflussen? Welche Kriterien legen wir für Klimaaktionspläne an? Und immer wieder wurde deutlich, wie wichtig es für unsere Arbeit ist, dass wir für uns und unsere Adressaten ein positives Bild der Zukunft entwerfen, um Zuversicht für den nötigen Wandel zu schaffen.

Testballons zur Umsetzung kommunaler Klimaneutralität

Eine zunehmend wichtige Frage behandelten wir in einer zur so genannten „Phase 3“: Wie kommen wir von der Planung kommunaler Klimaneutralität hin zu ihrer Umsetzung? Inzwischen gibt es zehn Teams, deren Gemeinden beschlossen haben, einen Plan zu erstellen, wie sie bis spätestens 2035 Klimaneutral werden können (Pase 1). Fünf davon haben sogar gleich mit beschlossen, diesen Plan mit umzusetzen (Phase 2). Aber diese Umsetzung ist natürlich ein dickeres Brett. Was wir als wichtiges Ergebnis unseres Vernetzungstreffens mit nach Hause nehmen: In den nächsten Monaten werden unsere Vorreiterteams Ideen testen, um zu sehen, wie die Teams am besten zur Umsetzung beitragen können. Dabei geht es beispielsweise um den Ausbau von positiven Beziehungen zur Kommunalpolitik und Verwaltung, um Medienarbeit und CO2-Bilanzierung, aber auch um die Unterstützung von Organisationen, die konkrete Maßnahmen umsetzen.

Als wir uns Sonntag am frühen Nachmittag verabschieden, summt uns der Kopf und wir sind ziemlich erledigt, aber sehr happy. Am liebsten würden wir gleich mit der Planung des nächsten Treffens anfangen – im Frühjahr vielleicht?