Wie schon in den ersten Stunden der Ausbildung zu Klimavisionär:innen versprochen, gab es nach zwölf Ausbildungsabenden die von GermanZero geplante Klassenfahrt nach Kassel. Neun Ehrenamtliche reisten also aus ganz Deutschland nach Kassel, um anhand von Praxisbeispielen die konkrete Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler Ebene zu erleben. GermanZero hatte für abwechslungsreiche aber auch fachlich sehr anspruchsvolle Programmpunkte gesorgt.
Nach einer Kennenlernrunde und einer kleinen Stärkung ging es am Samstag los zum Wasserkraftwerk Neue Mühle. Dort wurden uns erst die Geschichte und dann Grundlagen zur Stromerzeugung mit Wasserkraftwerken vermittelt. In einem kleinen dort angesiedelten Technikmuseum konnten wir die mechanischen Getriebe der alten, ursprünglichen Maschine bestaunen.
Direkt im Anschluss erklärte uns Markus Jungermann von den Städtischen Werken Kassel, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien in Kassel vorangetrieben wird und welche Modelle angewandt werden um Bürger:innen an den Vorteilen der Energiewende teilhaben zu lassen. Nicht nur Photovoltaik und Windkraft, sondern auch die Bereitstellung von netzdienlichen Flexibilitäten mithilfe von virtuellen Kraftwerken und sogenannten Smartmetern (intelligente Stromzähler und Stromsteuergeräte) wurde thematisiert.
Nach einer kurzen Fahrt in die schöne Innenstadt von Kassel erklärte uns Stadtplaner Dr. Hans-Helmut Nolte bei einem Stadtrundgang das Konzept der von ihm geplanten und mitgestalteten Friedrich-Ebert-Straße. Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer und mehr Begrünung sind die passenden Stichworte.
Letzter inhaltlicher Programmpunkt am Samstag war eine Präsentation und anschließende Fragerunde mit dem Geschäftsführer Matthias Wangelin der KEEA GmbH. Als Klima und Energieeffizienz Agentur gestaltet die KEEA schon seit vielen Jahren wirksamen Klimaschutz zusammen mit kommunalen Entscheidungsträgern, schon lange ist sie auch unterstützender Partner von GermanZero.
Bei einer Pizza und einem anschließenden Bier im Irish Pub wärmten wir uns auf und ließen den Abend zusammen ausklingen.
Früh morgens am Sonntag ging es weiter, erster Programmpunkt war die Besichtigung einer Holz-Vergaseranlage in Diemelstadt-Rhoden. In dieser wird Holz unter hoher Temperatur vergast, ein Teil des Kohlenstoffs kann in sogenannter Pflanzenkohle langfristig gebunden werden, mit dem entstehenden Gas kann sowohl Strom als auch Wärme erzeugt werden. Die Technik ist verwandt mit der sogenannten Pyrolyse, die als Kohlenstoffsenke einen großen Beitrag zu Klimaschutz leisten kann.
Vor dem Mittagessen trafen wir uns noch mit Nico Wirth in Korbach. Er ist verantwortlich für die Initiative Klimaneutrales Waldeck-Frankenberg 2035 e.V. und Klimaschutzbeauftragter des Landkreises. Er berichtete uns über die neu geschaffenen Organisationsstrukturen, die für ambitionierten Klimaschutz auf allen Ebenen der Verwaltung sorgen sollen. Außerdem zeigte er uns den Neubau für das neue Kreishaus, welches nach hohen Effizienzstandards und inklusive Photovoltaikanlage, Wärmepumpe und Fassadenbegrünung geplant und gebaut wurde. Neue Schulgebäude, die aktuell geplant werden, sollen sogar noch klimafreundlicher auf Basis von Holz gebaut werden.
Als letztes besuchten wir den Falkenhof Strothe, dieser gehört zum Netzwerk der Solidarischen Landwirtschaft (SOLAWI). Die vielen beteiligten Unterstützer:innen bringen sich nicht nur finanziell mit ein, sondern investieren oft auch selbst Zeit um eine nachhaltigere und boden- und klimafreundlichere Landwirtschaft zu ermöglichen.
Im Gemeinschaftsraum dieses Hofes schlossen wir das gemeinsame Wochenenden zusammen ab, wir freuen uns auf weitere Arbeitsmeetings, waren uns aber auch einig, dass dies nicht das letzte physische Treffen der Klimavisionär:innen gewesen sein sollte.