Ein lauer Spätsommer-Abend im Herzen von Mannheim, das Rheinufer direkt vor der Tür, dazu ein Gläschen Sekt. Der Empfang hätte nicht schöner sein können für die angereisten Lokalteams aus allen Ecken Deutschlands, die an einem Freitag Anfang September zum mittlerweile dritten Bundestreffen der Klimaentscheid-Bewegung von GermanZero zusammenkamen.
Vor rund 6 Monaten hatten sich die meisten Teilnehmenden das letzte Mal gesehen, damals beim Bundestreffen in Bad Hersfeld. Anknüpfungspunkte waren sofort gefunden, die Stimmung glich einer harmonischen Familienfeier. Man hätte sich sicherlich noch Stunden über persönliche Themen neue Ideen und die Situation vor Ort austauschen können, doch es wartete bereits ein straffer Zeitplan mit abwechslungsreichem Programm auf die Anwesenden. Dieses wurde, wie das gesamte Bundestreffen, von der Supportorganisation der Klimaentscheide geplant und moderiert.
Viel Gesprächsbedarf – ein volles Programm
Dass die Teilnehmenden des Bundestreffens ebenfalls unglaublich Lust auf Inhalte und einen Drang nach Wissen versprühten, zeigte sich im Anschluss bei der Vergabe der Workshop Slots für die kommenden zwei Tage. Die Fülle an Themenvorschlägen und Input-Wünschen wurde zur Herausforderung für den Zeitplan, und zeigte die vielseitigen Interessen und Herausforderungen der Lokalteams. Ehemals zentrale Themen wie Bürgerbegehren und Unterschriftensammlungen rücken eher in den Hintergrund, dafür werden Fragestellungen zu Kooperationen und Schlüsselakteuren vor Ort sowie zur Umsetzung von Klimaaktionsplänen immer relevanter.
Als am späten Abend alle Wünsche berücksichtigt und das Programm gut sortiert war, ließen wir den Tag entspannt ausklingen, um das Wochenende voller Energie antreten zu können.
Von Suchmaschinen und Machtanalysen
Von Samstagmorgen bis Sonntagnachmittag reihten sich zahlreiche interessante Workshops, Vorträge und Brainstorming Runden aneinander, geleitet von GermanZero-Mitarbeitenden, Lokalteam-Vertreter:innen sowie eingeladenen Gästen.
Die Bedeutung von Daten für kommunalen Klimaschutz wurde in einer Session zum Google Environmental Insight Explorer deutlich, der von einem Mitentwickler des Tools vorgestellt wurde. Die kostenfreie Software gibt Städten die Möglichkeit, Emissionen aus dem Verkehrssektor, das Solardachpotential oder den Baumbestand in ihrem Gebiet zu erfahren. Interessant war dieser Input insbesondere für die Beteiligten von LocalZero, die mit diesen Daten ihren Klimavisionsgenerator noch genauer auf die jeweilige Kommune abstimmen könnten. Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit wurden im Anschluss rege diskutiert. Es zeigt sich, dass die Klimaentscheid-Bewegung mittlerweile auch für große Akteure ein spannender Partner ist. Nach einem sehr kurzfristigen Kontakt zum Unternehmen bot Google direkt eine Session auf dem Bundestreffen an.
Weniger technisch, dafür umso strategischer waren die Inhalte in einer anderen Session zum Thema Machtanalyse in der eigenen Kommune. Das vorgestellte Werkzeug gibt den Lokalteams eine Möglichkeit, die wichtigsten Player vor Ort herauszufiltern und Vernetzung strategischer anzugehen. Das Wissen über den Einfluss bestimmter Akteure kann die eigenen Aktivitäten vor Ort effizienter machen, und lokale Klimaneutralität schneller zum Erfolg führen.
Bei jeweils vier parallel stattfindenden Programmpunkten fiel es nicht leicht, sich zwischen den verschiedenen hochrelevanten und spannenden Themen zu entscheiden. Ein Glück, dass alle Sessions im eigenen Wiki protokolliert wurden. Dank dieser Wissensdatenbank können jegliche Inhalte und der gewonnene Wissensschatz allen Interessierten dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.
Abseits von Inhalten
All diese spannenden Inhalte und konstruktiven Diskussionen wollen natürlich mental verarbeitet werden. Umso willkommener kam den Teilnehmer:innen ein bewegter Ausgleich am Samstagnachmittag. Eine Gruppe nutzte die Zeit für einen sportlichen Spaziergang in den nahegelegenen und naturbelassenen Stadtwald von Mannheim, um in friedlicher Umgebung die Inhalte in Gesprächen zu verarbeiten und weiterzudenken. Die restlichen Teilnehmer begaben sich spontan auf eine Demo in der Mannheimer Innenstadt, um mit anderen Gruppen das Thema Biodiversität stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Leicht ausgepowert aber mental erfrischt ging es nach der aktiven Pause wieder inhaltlich weiter. Mit der ersten GermanZero-Fuckup-Night fand das Samstags-Programm einen ebenso lehrreichen wie amüsanten Abschluss. Zur Abwechslung wurden hier Geschichten des Scheiterns gefeiert, um zu zeigen, dass Fehlschläge einfach ein ganz normaler Teil des Wegs zum Erfolg. Gleichzeitig waren die ausgefallenen Anekdoten so lustig, dass der gesamte Abend von überschwänglichen Lachen geprägt war.
Auch die „ungeplanten“ Sessions machten dieses Bundestreffen in Mannheim zu einem besonderen Event. Am späten Samstagabend versammelten sich die Teilnehmer:innen spontan am Rheinufer und feierten gemeinsam die Klimaentscheid-Bewegung. So generationenübergreifend wie die Anwesenden war auch die Musikauswahl, zu der es sich bis spät in die Mannheimer Nacht ausgelassen tanzen ließ.
Voller Motivation – Der Blick nach vorne
Auch wenn manchen der angehäufte Schlafmangel am Sonntagmorgen deutlich anzusehen war, füllten die Inhalte des letzten Tages die Anwesenden nochmals mit neuer Energie. Von Klimaberichten und Monitoring bis hin zu Self-care in Zeiten des Klimawandels wurde abermals ein breites Spektrum an Themen geboten.
Die außergewöhnliche Energie der Klimaentscheid-Bewegung machte sich besonders in der Abschlussrunde bemerkbar. Alle Teilnehmenden schwärmten fachlich und emotional von diesem Bundestreffen in Mannheim. Am Ende stand für die Engagierten aus ganz Deutschland die starke und Mut machende Erkenntnis: Wir sind nicht allein! Gemeinsam können wir unglaublich viel bewirken! Mit frischen Impulsen und zusätzlicher Motivation machten wir uns wieder in alle Himmelsrichtungen der Republik auf dem Heimweg, um sie Ort für Ort klimaneutral zu gestalten.
Vielen Dank an einskommafünfgrad für die Eistee-Spende zu unserem Bundestreffen.
Fotos: Johanna Schuler